Anbei ein Blickwinkel, den man selten hört. Keine Argumentation gegen Affirmationen, sondern ein Versuch sich der Intention der Nutzung von Affirmationen bewusst zu werden. Letztlich ist alles eine Frage der Haltung und Intention.
Affirmationen als positive Selbsteinrede
Eine beliebte Methode, von mir auch ausgiebig probiert und getestet, sind Affirmationen. Positive Aussagen, die man sich immer wieder selbst einredet um das eigene Unterbewusstsein zu re-programmieren.
Beispiele:
- Das Universum unterstützt mich.
- Geld ist mein Freund.
- Alle meine Beziehungen sind liebevoll und harmonisch.
- Mein Herz ist voller Liebe und ich sende Liebe zu allen Menschen.
- Ich habe ein Recht zu leben.
- Ich liebe und schätze mich für alles, was ich bin.
- Ich achte mich und sorge für meine Gesundheit.
- Liebe erfüllt mich.
- Ich entscheide mich für Zufriedenheit.
- Es ist machbar.
- Ich bin jeder Herausforderung gewachsen.
- Ich bin stark und mutig.
- Ich bin genau da, wo ich sein soll.
Die meisten Sätze klingen erstmal sehr nett und unschuldig. Daher lasst uns einen genaueren Blick darauf werfen, was wir uns damit tatsächlich sagen und wo der Haken ist. Eine Auswahl:
“Das Universum unterstützt mich”
Falls dich das Universum wirklich unterstützen würde, würdest du diesen Satz vermutlich nicht sagen. Warum etwas wiederholen was offensichtlich ist? Keiner von uns sagt permanent “Das Gras ist grün. Das Gras ist grün. Das Gras ist grün….” Daher ist viel nahe liegender, dass derjenige der diese Affirmation benutzt, das tut weil er NICHT glaubt, dass er vom Universum unterstützt wird. Das was tatsächlich gesagt wird zum eigenen Unterbewusstsein ist folglich: “Aktuell werde ich nicht vom Universum unterstützt, aber ich würde es mir wünschen.”
“Alle meine Beziehungen sind liebevoll und harmonisch”
Ähnlich hier. Vermutlich sind die Beziehungen aktuell nicht liebevoll und harmonisch. Etwas sagen was nicht wahr ist, nennt man sonst lügen. Warum sich selbst belügen? Und nicht einfach die Wahrheit annehmen? Was man sich hiermit spiegelt ist, dass man sich selbst nicht vertrauen kann und sich selbst belügen muss. Ebenso schwingen hier Erwartungen an die Mitmenschen mit: Sie “müssen” liebevoll und harmonisch sein, Konflikt ist nicht in Ordnung. Diese Affirmation ist reaktiv und vermutlich unwahr, denn höchstwahrscheinlich sind nicht alle Beziehungen liebevoll und harmonisch.
“Ich bin stark und mutig.”
Das hört sich erstmal gut an. Aber was passiert an Tagen an denen du das nicht bist? An denen du dich schwach fühlst? Musst du stark und mutig sein? Die Affirmation impliziert, dass es nicht ok ist nicht stark und mutig zu sein. Und wenn du tatsächlich stark und mutig wärst, müsstest du dir diese Affirmation nicht sagen. Das Unterbewusstsein hört: “Ich muss stark sein, weil ich eigentlich schwach bin. Und das ist nicht ok.”
Endstation ‘Positives Denken’
Was ist falsch an Affirmationen?
Ganz einfach – die Vermeidung der Wahrheit. Die Voraussetzung für wirkliche Befähigung ist zu sehen wie die Situation tatsächlich ist: Die Wahrheit der aktuellen Situation: Licht und Schatten.
Ebenso sind Affirmationen vermutlich größtenteils reaktiv. Etwas ist nicht ok – daher will ich das Gegenteil:
- Ich bin schlecht: Ich muss gut sein
- Ich bin schwach: Ich muss stark sein
- Ich bin arm: Ich muss reich sein
- Ich liebe mich nicht: Ich muss mich lieben
- Ich bin verloren: Ich muss Orientierung haben
Das ist das Gefängnis der Dualität = Reaktion von einem Ende zum anderen. Kompensation von einem wahrgenommenen Mangel und dadurch dessen Perpetuation. Denn unser Unterbewusstsein ist nicht dumm. Es erkennt genau warum wir uns etwas einreden wollen und welche Botschaft wir uns tatsächlich geben.
Affirmationen und positives Denken basieren auf 2 grundlegenden Annahmen:
- Die objektive Wahrheit über mich ist gefährlich und ich muss sie durch Positivität überdecken.
- Ich muss mich kontrollieren in dem ich meine Negativität übertrumpfe.
“Die Wahrheit ist gefährlich”
Nein. Wahrheit ist der erste Schritt überhaupt eine Veränderung zu bewirken.
“Die Wahrheit wird euch frei machen.”
Johannes 8,32
Zu sehen was ist, unabhängig davon ob es uns gefällt oder nicht. Einfach ehrlich mit uns selbst zu sein, und uns so auch in unserer Ganzheit Schritt für Schritt kennen zu lernen.
“Ich muss mich kontrollieren”
Nein. Für nachhaltige Veränderung ist nicht wirklich relevant was wir im Moment glauben, denken oder fühlen, sei es positiv oder negativ, sondern schlicht und einfach wohin wir uns tatsächlich orientieren. Denn unsere Lebenssituation ist strukturell und Resultat unserer zugrundeliegenden Orientierung und Haltung:
- Kompensieren wir Mangel oder Angst, wie z.B. durch die reaktive Nutzung von Affirmationen oder
- Leben wir bewusst um das in die Welt zu bringen was wir sind und tatsächlich lieben. Jeder hat Aspirationen und ein Herz das Ausdruck sucht.
Letztlich sind wir alles bzw. nichts. Weder gut noch schlecht. Weder nicht gut, noch nicht schlecht.
Wie das Licht. Wir sind.
Und aus dieser Haltung brauchen wir uns nicht manipulieren, nicht kontrollieren. Wir können einfach ehrlich sein. Und so ist es ganz einfach eine Entscheidung. Und die Anwendung unseres Willens.